Halle (Saale)/MZ - Braucht die Deutsche Bahn Ersatzteile, kann es durchaus sein, dass sie aus Halle angeliefert werden. An vier Standorten der Finsterwalder Transport und Logistik GmbH lässt das Unternehmen einlagern, was Fahrzeuginstandhaltungswerke der Bahn benötigen. Einer dieser Standorte verfügt bereits über einen funktionierenden Bahnanschluss und wird auch darüber beliefert, ein zweiter in der Grenzstraße soll jetzt reaktiviert werden.
Das Land fördert das Vorhaben mit 244.000 Euro, wie lnfrastrukturministerin Lydia Hüskens am Donnerstag bei einem Besuch des Unternehmens mitteilte. Sie gehe zwar davon aus, dass Lkws auch künftig beim Gütertransport die Hauptrolle spielen werden. Dennoch: "Der Anschluss an das öffentliche Gleisnetz sorgt für einen weiteren wichtigen Schritt zur Verlagerung des Gütertransports auf die umweltfreundliche Variante der Schiene."
Darum gehe es, machte Finsterwalder-Geschäftsführer Wolf-Peter Peter deutlich. Bislang werde alles, was in dieses Lager soll, mit Lkws gebracht. Manches lasse sich aber ökonomischer mit der Bahn transportieren - tonnenschwere Drehgestelle – zum Beispiel, die in Halle zwischengelagert werden.
Dafür sollen nun zwei Weichen modernisiert und die alte Kranbahn über den Werksgleisen wieder in Gang gebracht werden. "Wir haben die moderne Zugbildungsanlage ja quasi vor der Tür", sagte Geschäftsführer Peter. Die Landesförderung zur Verwirklichung sei sehr willkommen. Wirtschaftlich sei die Investition anfangs sicher nicht, aber man rechne bei Finsterwalder damit, dass mit der Neuschaffung des Bahnanschlusses auch die Zahl von Lieferungen auf der Schiene steige. Mehr Verkehr von den Straßen zu verlagern, sei erklärtes Ziel der Landesregierung, ergänzte die Ministerin. Dafür müsste man aber auch die Voraussetzungen schaffen. "Wir sind sicher, da ist ein attraktives Angebot nötig."
Bei Finsterwalder hofft man nun, möglichst bald mit den Bauarbeiten loslegen zu können. Die Gleisbauer hätten volle Auftragsbücher und nicht genug Personal, heißt es zur Begründung, dass das Projekt nicht sofort starten kann. ,,Wir streben den Abschluss der Arbeiten für Ende des ersten Quartals 2024 an'', blickte der Geschäftsführer in die Zukunft.
Dabei kennt das Unternehmen das Problem des Personalmangels selbst nur allzu gut. “Zehn unserer Lkws stehen derzeit auf dem Hof, weil die Fahrer fehlen", berichtete Firmensprecher Sven Köcke. Doppelt so viele Fahrer könne man sofort einstellen, 20 bis 30 Lagermitarbeiter außerdem. "Es gibt in allen Branchen konkrete Sorgen, Stellen zu besetzen", kommentierte die Ministerin. "Das haben wir uns alle vor einigen Jahren noch nicht vorstellen können."
Finsterwalder, seit 1990 im Raum Halle präsent, beschäftigt nach eigenen Angaben in der Region rund 800 Menschen und unterhält in Halle und im Umland rund 15 Standorte. 250 Lkws sind von dort aus täglich unterwegs. Beladen sind sie mit Maschinen, Papier und fahren für die Chemieindustrie oder Automobil-Zulieferer. Auch Lebensmittelhersteller wie Kathi und Halloren zählen zu den Kunden, wie es heißt.