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Finsterwalder Halle ist DB Zentrum für Gesamtdeutschland

Von Halle aus verkauft die Deutsche Bahn ausgediente Möbel an Privatleute. Die Saalestadt soll dafür zum Zentrum für ganz Deutschland werden.

Artikel der Mitteldeutschen Zeitung vom 18.1.2018
 

ICE-Sitz in der guten Stube

VON OLIVER MÜLLER-LOREY

Von Halle aus verkauft die Deutsche Bahn ausgediente Möbel an Privatleute. Die Saalestadt soll dafür zum Zentrum für ganz Deutschland werden.

HALLE/MZ - So groß der heimische Fernseher auch sein mag - richtiges Kino-Gefühl kommt im Wohnzimmer erst auf, wenn der Zuschauer auch auf dem entsprechenden Sitzmöbel Platz nimmt. Hallenser können sich ab sofort bei einem mächtig ungewöhnlichen "Möbelhändler" gediegene Ledersitze inklusive Armlehne, Mittelablage und verstellbarem Rückenteil besorgen: Bei der Deutschen Bahn. Die trennt sich nach 18 Jahren nämlich von allerlei ausgedientem Mobiliar wie Sitzen aus IC- und ICE-Zügen und bietet sie im Internet jedermann zum Verkauf an. Dabei sind nicht nur Zweisitzer aus Leder, sondern auch Solo-Sitze aus Stoff, Sitzecken und Dreierkombinationen in modernen Blautönen und antiquierten Rosa-Schattierungen.

Hallenser müssen für viele Stücke nicht einmal weit fahren oder eine Transportfirma beauftragen. Denn viele Sitze, Uhren, Gepäcktrollys und Notbremsen - ja, auch die werden verkauft - lagern in der Saalestadt. "Halle ist zukünftig unser Zentrum für Gesamtdeutschland. Wenn uns Kundenwünsche erreichen, dann versenden wir von dort auch in die ganze Welt", sagt Holger Auferkamp, Sprecher der Deutschen Bahn in Leipzig. Halle liege verkehrsgünstig und sei damit für die Verteilung und Belieferung ein attraktiver Standort.

Dass das ausgediente Mobiliar im Internet zum Verkauf angeboten wird, liegt an einer Modernisierungs-Welle in DB-Zügen. "Die Einrichtung wird etwa bei einem Re-Design komplett ausgewechselt, da eine neue Generation im Fahrzeug eingebaut wird", erklärt Auferkamp. Wie viele Kilometer sie auf dem Buckel haben oder wie viele Passagiere - und Schwarzfahrer - schon auf ihnen Platz genommen haben, das lässt sich wohl nicht herausfinden. Fest steht nur, dass der Nachschub bis 2020 nicht abreißen wird, denn bis dahin modernisiert die Bahn ihre Züge. Künftig, sagt Auferkamp, kommen zu den Sitzmöbeln, die ab Halle verkauft werden, auch noch Tische, Bahnhofsuhren und Containerboxen.

Bleibt die Frage: Was kostet der Bahn-Spaß? Eine Dreier-Kombination aus dem ICE ist für 356,94 Euro zu haben - allerdings nur aus der zweiten Klasse. Wer Ledersitze aus der ersten Klasse will, muss mehr löhnen: 440,24 Euro. Günstiger ist da ein Gepäckregal für 130,84 Euro oder ein Klapptisch für 95,14 Euro. Die überdimensionale Bahnhofsuhr gibt's für 237,94 Euro. Sie wiegt 30 Kilo. Auch Puffer von Waggons (Foto links) werden als ausgefallene Sitzgelegenheit feilgeboten.

Käufer sollten indes auf Unwägbarkeit achtgeben. Da die Sitze im Zug an der Wand festgeschraubt waren, haben sie nur einen Fuß. Gegen Aufpreis ist ein zweiter zu haben, so dass einem originalen ICE-Sitz im Wohnzimmer nichts im Weg steht.

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Kurioser Verkauf

Und wer kauft ausgediente ICE-Sitze? "So wie es Fans im Flugzeugbereich gibt, so gibt es auch Fans rund um die Eisenbahnwelt", sagt Auferkamp. Das Gros der Kunden seien Privatleute, aber auch Firmen, die Sitzmöbel in ihrem Foyer aufstellen würden.





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